Anlagestrategien an der Börse

Der Börsenhandel erscheint vielen Menschen als eine Art Glücksspiel. Dabei ist es durchaus möglich, mit verschiedenen Anlagestrategien das eigene Vorgehen zu planen und konzentriert zu verfolgen. Welche Strategie dabei im Einzelnen verfolgt wird, ist abhängig vom vorhandenen Vermögen, der individuellen Risikobereitschaft sowie der konjunkturellen Gesamtlage.

Anlagestrategien bringen Klarheit ins Depot

Wer an der Börse investiert, kann viel gewinnen, aber auch enorme Verluste erzielen. Vor allem Anleger, die einzig auf ihr „Bauchgefühl“ vertrauen und darauf wetten, dass der Börsenkurs einer Aktie schon steigen wird, müssen dies oft leidlich erfahren. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, Anlagestrategien zu nutzen und damit eine klare Linie zu verfolgen. Als Anlagestrategie selbst bezeichnet man alle Vorgehensweisen, die private oder institutionelle Investoren bei ihren Anlageentscheidungen nutzen. Dabei ist es möglich, grob zwischen einer eher konservativen und einer aggressiven Anlagestrategie zu unterscheiden. Bei konservativen Strategien entscheiden sich Anleger, erworbene Wertpapiere längerfristig zu halten und von den Chancen des jeweiligen Unternehmens zu profitieren. Um die Risiken zu streuen, wird in diesem Fall zumeist in mehrere Aktien unterschiedlicher Branchen investiert, um eventuelle Kursverluste in einem Bereich mit Kursgewinnen in anderen Bereichen zu kompensieren. Auch Anlagen in Investmentfonds werden von diesen Anlegern gern gewählt, da die Entscheidungen für gewisse Wertpapiere hier an die Fondsmanager delegiert werden kann. Bei der aggressiven Anlagestrategie steht eher der kurzfristige Anlageerfolg im Vordergrund. Dafür gehen Anleger auch größere Risiken ein und erwerben Zertifikate und Optionsscheine. Zudem finden recht häufig Käufe und Verkäufe statt, um bereits erzielte Gewinne kurzfristig zu realisieren.

Die 3 wichtigsten Analysemethoden für Charts

Die Darstellungsanalyse

Der Chart ist eine historische Zusammensetzung von Kursdaten, die in unterschiedlichen Formen visualisiert werden.

Die einfachste Art der Visualisierung ist der Linien-Chart, der lediglich einen Datenpunkt pro Zeiteinheit darstellt und miteinander verbindet. Zur groben Orientierung und ersten Einschätzung von Trendverhalten kann dieser Chart nützlich sein.

Hingegen stellt der Balken-Chart die gesamte Preisentwicklung pro Zeiteinheit dar und berücksichtigt Kurslücken (Gaps).

Die sogenannten OHLC-Kurse stellen pro Balken insgesamt vier Informationen bereit:

OHLC

  • O: Open (Eröffnungskurs)
  • H: High (Höchstkurs)
  • L: Low (Tiefstkurs)
  • C: Close (Schlusskurs)

Dadurch werden dem Betrachter pro Zeiteinheit die gesamte Schwankungsbreite von Angebot und Nachfrage vermittelt. Der Kerzen-Chart erweitert die vierdimensionale Darstellung um den Kerzenkörper, der sich je nach Kursinformation farbig darstellt.

Eine grüne Kerze (bullish) bedeutet, dass der Schlusskurs über dem Eröffnungskurs steht. Im umgekehrten Fall färbt sich die Kerze rot (bearish), wenn der Schlusskurs niedriger als der Eröffnungskurs ist. Die verbleibenden Linien werden als Lunte, Docht oder Schatten bezeichnet. Die Kerzen können in verschiedenen zeitlichen Dimensionen visualisiert werden und liefern für jeden Zeitparameter neue Informationen.

Die wichtigsten Kerzenformationen, die man kennen sollte sind die folgenden:

Doji
Deutung Unentschlossenheit, mgl. Trendwende
Trefferquote gut

Doji Kerzenformation

Hammer
Deutung Umkehrsignal, bullish
Trefferquote gut

Hammer Kerzenformation

Shooting Star
Deutung Umkehrsignal, bearish
Trefferquote gut

Shooting Star Kerzenformation

Weitere wichtige Kerzen sind der Hanging-Man und der Inverted-Hammer.

Mindestens zwei Candlesticks bilden erste Formationen. Hier seien das Bullish- bzw. Bearish-Engulfing, das Harami Muster und der Morning- bzw. Evening-Star zu nennen. Es ist nützlich die grundlegenden Arten von Candlesticks zu kennen, um die Schwankungen der Kurse nachvollziehen zu können. Weiterhin dient die Darstellungsanalyse als Orientierungshilfe für Umkehrformationen und Trendverstärkung.

Die Formationsanalyse

Die Formationsanalyse untersucht den Chart anhand dessen geometrischen Kursverläufen und ist in Verbindung mit der Darstellungsanalyse bereits ein treffendes Analysewerkzeug zur Beurteilung von zukünftigen Trades.

Das Konzept von Unterstützung und Widerständen von Kursverläufen dient als Grundlage für die Formationsanalyse. Ein Widerstand entsteht an signifikanten Kursmarken an denen die Kurse in der Vergangenheit abgeprallt sind. Erst wenn dieser Widerstandsbereich nachhaltig überwunden werden kann wird der Widerstand zum Unterstützungsbereich, der die Kurse zu tragen scheint. Das Verständnis für Unterstützung und Widerstand ist essenziell für die technische Analyse, insbesondere für die Formationsanalyse. Wichtige Formationen sind die Schulter-Kopf-Schulter (SKS), das Doppel-top/bottom, das Dreifach-top/bottom und steigende bzw. fallende Keilformationen.

Formationen bieten eine fundierte Grundlage für Long- oder Short-Trades, die bessere Ergebnisse für größere Zeitfenster liefern. Demnach ist es wahrscheinlicher, dass eine Formation im Tages-Chart das gewünschte Ergebnis erzielt als eine Formation im 5 Minuten-Chart, die oft Fehlsignale bilden kann.
Die zeitliche Struktur der Charts spielt eine große Rolle für die technische Analyse und sollte entsprechend angewendet werden.

Die SKS-Formation

Eine überaus bekannte und erfolgreiche Formation ist die SKS-Formation. Diese besteht aus drei Kursgipfeln, wobei die mittlere die größte Ausprägung besitzt. Die Nackenlinie entspricht einer horizontalen Linie an der Unter- bzw. Oberseite der SKS-Formation. Gleichzeitig dient die Nackenlinie als Unterstützung bzw. Widerstand und muss gebrochen werden, um als gültige Formation zu gelten.

Je nachdem in welche Richtung die Nackenlinie durchstoßen wird, entsteht ein Verkaufs- oder Kaufsignal.

SKS Formation

Inverse SKS Formation

Das Doppel-top/bottom

Das Doppel-top/bottom ist an seinen zwei Kursspitzen zu erkennen, die in etwa auf dem selben Niveau auf Widerstand stoßen und abprallen. Bilden sich die Spitzen von einem vorangegangenen Aufwärtstrend, so wird das Top genannt. Die Kurse bewegen sich in einer Range zwischen den Kursgipfeln und der Nackenlinie. Der Abstand zwischen den beiden Spitzen sollte mindestens 30 Tageskerzen (6 Wochen) betragen. Sofern die Nackenlinie durchbrochen wird entsteht ein Verkaufssignal für das Doppel-top.

Analog in umgekehrter Richtung wird ein Kaufsignal für das Doppel-bottom ausgebildet.

Doppel-bottom

Doppel-top

Das Dreifach-top/bottom

Bei dem Dreifach-top/bottom handelt es sich um die selben Eigenschaften wie bei den Doppelspitzen.

Die Kurse bewegen sich in einer Seitwärtsrange zwischen den Gipfeln von 40 Tageskerzen (8 Wochen). Die Formation kann Long- wie Short je nach vorangegangen Trend gehandelt werden. Es ist eine Umkehrstrategie, die einen Bruch des intakten Trends beinhaltet.

Dreifach-top

Dreifach-bottom

Die Keilformation

Die Keilformationen sind besonders effektive Formationen, die richtig eingesetzt ein sehr vorteilhaftes CRV für jeden Trade bringen. Dabei steigen oder fallen die Kurse zu neuen Extrempunkten, jedoch schwächt sich die Intensität des Trends ab. Das erkennt man daran, dass sich Unterstützungs- und Widerstandslinie immer mehr nähern und ein steigendes bzw. fallendes Dreieck bilden. Bei Bruch der Unterstützungs- bzw. Widerstandslinie entsteht ein Verkaufs- oder Kaufsignal. Das Kursziel wird anhand des größten Abstandes der Keilformation berechnet. Dazu wird der Abstand zwischen Unterstützungs- und Widerstandslinie gemessen und an das Ausbruchsniveau gespiegelt.

Keilformation

Chart-Formationen sind treffende Möglichkeiten, um qualitativ hochwertige Trades zu finden und gute Ergebnisse zu erzielen. Die beschriebenen Formationen sind ein kleiner Ausschnitt des Gesamten, fassen jedoch das Wichtigste zusammen. Auch hier gilt, sich nicht nur auf das technische Signal zu verlassen, sondern jede Beurteilung von Investments anhand fundamentaler Kriterien zusätzlich zu prüfen.

Die Marktanalyse

Trendverhalten, Volumen und technische Hilfsmittel helfen dem Chart-Techniker ein treffendes Bild von dem Unternehmen zu erhalten. Die Marktanalyse bedient sich dabei verschiedener Methoden, die im folgenden Abschnitt kurz erläutert werden.

Der Trend

Der Trend ist wohl der bekannteste und wichtigste Untersuchungsfaktor eines Charts. Er gibt die visuelle Zusammensetzung historischer Kursdaten wider und kann auf den ersten Blick die Sympathie der Marktteilnehmer zu dem Unternehmen Preis geben.

Durch die Verbindung der Extrempunkte in einem Chart können Trendlinien und Trendkanäle eingezeichnet werden. Je nachdem wie lange der Trend besteht und in welche Richtung er zeigt, wird eine Einschätzung über den historischen und zukünftigen Erfolg des Unternehmens getroffen. Eine explizite Erklärung von Trendverhalten finden Sie in dem Abschnitt die Trendfolgestrategie in der Praxis.

Der Trend kann immer als erste Orientierung und Kriterium herangezogen werden, ob der vorliegende Chart überhaupt näher untersucht werden soll. Liegt nämlich kein Trendverhalten vor, so ist es relativ wahrscheinlich, dass keine Volatilität in den Kursen des Unternehmens herrscht. Die Volatilität bietet die Gelegenheit, qualitativ hochwertige Trades mit positiven CRV zu handeln. Es ist immer unvorteilhaft eine Transaktion einzugehen und anschließend über einen längeren Zeitraum zu warten, da kaum Schwankung in den Kursen herrscht und der Chart praktisch auf der Stelle tritt. Dadurch ist die Transaktion unnötig lange im Risiko. Um den Trend zu bestimmen können Linien- und Kerzen-Charts verwendet werden.

Das Volumen

Die Volumenanalyse ist eine Untersuchung der Handelsaktivität auf das betreffende Finanzinstrument. Das Volumen ist eine Art Maß für den Umsatz des jeweiligen Finanzinstruments und gibt die Anzahl getätigter Geschäfte an. Demnach ist es immer ratsam auf ausreichendes Volumen zwischen Angebot und Nachfrage zu achten, da es bei einem volumenschwachen Wert vorkommen kann, dass das gehandelte Finanzinstrument keine Gegenpartei findet. Dies ist zum Beispiel bei exotischen Nebenwerten und Pennystocks der Fall.

Das Volumen wird in Form eines Balkendiagrammes unterhalb des Charts angezeigt. In der Regel verläuft dieses parallel zum Trend des jeweiligen Charts. Steigt das Volumen, so sollte ein Aufwärtstrend vorliegen. Analog in umgekehrter Reihenfolge sollte bei abnehmenden Volumen ein Abwärtstrend vorhanden sein. Meistens wird das Volumen zur Lokalisierung von Divergenzen herangezogen. Eine Divergenz entsteht, wenn neue Höchst- oder Tiefstkurse entstehen, das Volumen sich jedoch gegenläufig verhält und entsprechend ab- bzw. zunimmt (positive/negative Divergenz).

Die Divergenzen werden zur Erkennung von Trendumkehr und Absicherung bestehender Positionen verwendet.

Volumen-Trend-Divergenz

Indikatoren und Oszillatoren

Technische Indikatoren können anhand mathematischer Formeln bestimmte Kursinformationen bezogen auf ihre zeitlichen Parameter grafisch illustrieren. Diese Hilfsmittel werden einerseits eingesetzt, um gezielt auf Kursinformationen einzugehen und andererseits, um vereinfachte Darstellungen von Charts zu zeigen.

Gleitende Durchschnitte

Die Gleitenden Durchschnitte (GD) sind die wohl bekanntesten Indikatoren und glätten die Kurse, um Trendverhalten, Unterstützungs- und Widerstandszonen zu zeigen.
Im englischen Sprachgebrauch werden die GDs als „Moving Average“ (MA) bezeichnet. Es gibt drei verschiedene Ausprägungen des Gleitenden Durchschnitts, die sich in ihrer Berechnungsart unterscheiden.

  • SMA (Simple Moving Average): arithmetisches Mittel der Schlusskurse einer Zeitreihe
  • EMA (Exponential Moving Average): Dem aktuellsten Kurs wird eine größere Bedeutung in der Berechnung gewährt. Die Gewichtung auf der Zeitachse erfolgt exponentiell. Dies führt zu der Eigenschaft, dass sich der EMA näher an die tatsächlichen Kurse als der SMA schmiedet.
  • WMA (Weighted Moving Average): Größere lineare Gewichtung auf die aktuellsten Kurse der Zeitreihe.

Folgende Chartabbildung verdeutlicht die unterschiedlichen GDLs untereinander.

SMA EMA WMA

Durch Kreuzungen werden Handelssignale erzeugt. Dazu werden entweder Schnittpunkte von GDLs mit Kursen oder lediglich GDLs untereinander mit unterschiedlichen Zeitparametern als Signalgeber verwendet.

Die besseren Handelsergebnisse lassen sich mit der Verwendung von GDLs auf unterschiedlichen Zeitebenen erzielen. Schneidet ein kurzfristiger GD einen langfristigen GD von unten, so entsteht ein Kaufsignal (Buy). Umgekehrt handelt es sich um ein Verkaufssignal (Sell), sofern ein kurzfristiger GD den langfristigen von oben kreuzt.

SMA Cross

Handelssignale mit GDLs sind am besten in Trendphasen einzusetzen. Sofern sich der SMA 200 in eine Richtung bewegt und nicht waagrecht erscheint, kann man von Trendphase sprechen. Hingegen ist in Seitwärtsphasen von dem Einsatz von Handelssignalen mittels GDLs abzuraten, da diese erheblich Fehlausbrüche und damit zu Verlusten führen können.

Relative Stärke

Der von Welles Wilder entwickelte RSI (Relative Strength Index) ist ein Momentum-Oszillator und versucht die Stärke der Kursbewegung zu messen. Dabei bedient sich der Oszillator dem Verhältnis der Schlusskurse zueinander und trägt dieses auf einer Skala von 0-100 auf.

  • Werte zwischen 0 und 30 deuten auf einen Überverkauf (Oversold) hin, PANIK
  • Werte zwischen 70 und 100 deuten auf eine Überkauf (Overbought) hin, EUPHORIE

Diese Extremwerte können als Indikator für Euphorie und Panik interpretiert werden. Der Oszillator dient vor allem in Kombination mit anderen Indikatoren als treffende Analysetechnik. Isoliert betrachtet, liefert der Oszillator häufig Fehlsignale, da der Oszillator viel Interpretationsspielraum bietet. Der RSI kann dazu benutzt werden, bestehende Positionen an geeigneten Kursmarken glatt zu stellen oder antizyklisch Trendumkehr zu erkennen und bei Extremwerten des Oszillators Gegenpositionen aufzubauen.

RSI - Relative Strength Index

Bollinger Bänder

Die von John Bollinger entwickelten Bollinger Bänder (BBD) sind ein Maß für die durchschnittliche Kursbewegung und der Annahme, dass die Kurse sich innerhalb der Standardnormalverteilung aufhalten. Dabei werden zwei Linien in Form einer unteren Unterstützungs- und oberen Widerstandslinie gebildet. Mathematisch wird um den Gleitenden Durchschnitt ein frei wählbares Sigma (Standardabweichung) gelegt und die implizite Volatilität von diesem GDL als Begrenzungslinie dargestellt. Ein Faktor kann somit die auf historischen Daten basierende Wahrscheinlichkeit zur Fortsetzung der Kurse innerhalb der Bänder messen. Die Standardeinstellung basiert auf den Gleitenden Durchschnitt der letzten 20 Tage und zwei Standardabweichungen, welche rund 95% der Kurse beinhalten.

Die Bollinger Bänder haben die Eigenschaft einerseits Kursextrema zu zeigen und andererseits ein Maß für zukünftig entstehende Volatilität zu sein.
Sofern sich die Bänder zusammenziehen und eng beieinander sind ist dies ein Anzeichen für einen bestehenden Seitwärtstrend. Daher sind eventuelle zukünftige Kursschwankungen absehbar. Brechen die Kurse über oder unter den GDL signifikant aus, so spricht man von einem Volatilitätsausbruch. Dabei weiten sich die Bänder und deuten auf einen neuen Trend hin. Sofern Kurse außerhalb der Bollinger Bänder auftreten, kennzeichnen diese Extrempunkte entweder eine mögliche Trendwende, eine Verstärkung des bestehenden Trends oder einen Zustand von Oversold bzw. Overbought an.

In diesem Zusammenhang kann die Kombination mit dem RSI ein gutes Hilfsmittel sein. Bollinger Bänder werden verwendet, um Rebound-Strategien und Trendfolgestrategien zu verfolgen.

Bollinger

Passive Investmentstrategien nehmen an Bedeutung zu

Passive Anlagestrategien sind in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. Bei dieser Anlagestrategie versuchen Investoren nicht, die Rendite des Vergleichsindex, etwa des DAX oder des Dow Jones, zu schlagen. Vielmehr wird versucht, den jeweiligen Index weitgehend genau abzubilden, um dessen Rendite zu erreichen. Die Begründer der passiven Anlagestrategie gehen in diesem Zusammenhang davon aus, dass Privatanleger auch mit aktiven Anlagestrategien kaum bessere Renditeergebnisse erreichen, da die Märkte in sich weitgehend effizient sind. Vor allem die internationale Vernetzung sorgt nach Ansicht der Experten dafür, dass sich wichtige Informationen in sekundenschnelle verbreiten und damit allen Anlegern zur Verfügung stehen. Käufe und Verkäufe werden zudem immer häufiger auf elektronischem Wege durchgeführt, was stets zu einer fairen Preisberechnung führt. Einzelne Marktteilnehmer haben in der Folge kaum mehr die Möglichkeit, schneller als der Markt zu reagieren und höhere Gewinne zu realisieren. Lediglich bei unerwarteten Entwicklungen könnte eine Gewinnmaximierung erreicht werden. Solche Wetten jedoch wären wiederum mit einem höheren Risiko wie auch einem deutlich höheren Aufwand verbunden. Gleichzeitig verursachen häufige Kauf- und Verkaufsaufträge auch höhere Kosten, die die Rendite negativ beeinflussen.

Mit Exchange Traded Funds passiv investieren

Anleger, die passiv investieren wollen, greifen immer häufiger auf Exchange Traded Funds, den so genannten ETF´s, zurück. Diese börsengehandelten Indexfonds verbinden die Vorteile von klassischen Indexfonds mit einer Investition in Aktien. Bis vor wenigen Jahren wurden diese vorwiegend in den USA angeboten, mittlerweile sind sie aber auch in Europa sehr beliebt. Mit diesen Finanzinstrumenten haben Fondsmanager die Möglichkeit, einen Markt oder einen Index sehr genau abzubilden. ETF´s sind aktuell sowohl für Indizes wie auch für Rohstoffe und Devisen verfügbar. Hierfür werden die zugrunde liegenden Wertpapiere in ihrer entsprechenden Gewichtung für den Fonds erworben, sodass ein genaues Spiegelbild erreicht werden kann. Sofern sich Anpassungen ergeben, werden diese natürlich übernommen. Hierdurch kann der Index nicht nur sehr genau nachgebildet werden, für Anleger bietet dieses Vorgehen auch eine enorme Transparenz, die bei vielen anderen Investmentfonds nicht erreicht werden kann. Grundsätzlich ist es natürlich möglich, einen Index selbst nachzubilden, dies jedoch würde höhere Kosten verursachen. Da der Fondsmanager nicht aktiv reagieren muss, sind die Kosten im Vergleich zu klassischen, aktiv gemanagten Fonds deutlich geringer. ETF´s hingegen daher äußerst günstig und bieten Anlegern gleichzeitig die Chance, in einen breiten Korb von Aktien zu investieren. Der Handel ist zu den jeweiligen Börsenöffnungszeiten mit jedem Wertpapierdepot möglich.

Aktive Investmentstrategien

Dem Trend folgen

Die Trendfolgestrategie ist eine aktive Handelsstrategie. Sie setzt auf die Annahme, dass sich einmal herausgebildete Trends über einen längeren Zeitraum fortsetzen und Anleger so von einer „Gruppendynamik“ profitieren können. Nicht umsonst wird an der Börse häufig der Satz verwendet: „The Trend is your friend“. Um einen Trend zu identifizieren, werden Kursdaten aus der Vergangenheit herangezogen. Anleger suchen also gezielt nach Werten, die bereits Kursgewinne erzielt haben, um weiter von diesem Trend zu profitieren. Grundlage dieser Strategie sind so genannte Trendfolgeindikatoren. Sie zeigen, wann sich ein neuer Trend herausgebildet hat und ob es sich lohnt, diesem Trend zu folgen. Da ein solcher Trend oft erst nach Tagen erkannt werden kann, laufen Trendfolger einem Kursanstieg häufig hinterher. Gleichzeitig müssen sie einige Verluste in Kauf nehmen, wenn sich der Trend umkehrt, denn auch eine Trendabkehr ist oft erst nach einiger Zeit zu erkennen. Auch muss darauf geachtet werden, dass ein Trendindikator nicht anzeigt, wie stark und wie lange ein solcher Trend ist, sondern lediglich, dass er existiert. Aus diesem Grund ist es für Anleger bei dieser Strategie wichtig, jederzeit über aktuelle Entwicklungen informiert zu sein, um reagieren zu können. Besonders erfolgreich ist eine solche Strategie vor allem in einem insgesamt positiven Marktumfeld. Bei volatilen Märkten hingegen ist sie eher weniger geeignet.

Die Trendfolgestrategie in der Praxis

Anleger, die auf die Trendfolgestrategie setzen, investieren bei einem erkannten Trend in das jeweilige Wertpapier. Geht die Strategie auf, steigt der Kurs weiter und Anleger können das Papier später mit entsprechendem Gewinn verkaufen. Nicht immer jedoch bleiben Trends auch tatsächlich Tage, Wochen oder gar Monate bestehen. Um Kursveränderungen aufgrund externer Einflüsse und eventuelle Fehlindikatoren zu berücksichtigen, werden Käufe in der Regel abgesichert. Dies erfolgt mit dem Setzen einer Sopp-Loss-Marke. Gleichzeitig mit dem Kauf wird also ein Verkauf eingestellt, der allerdings erst bei Erreichen dieser Marke ausgeführt wird. Sollte sich der Trend umkehren, erfolgt demnach ein automatischer Verkauf, der die Verluste begrenzt. Sinnvoll ist es, die Stopp-Loss-Marke bei positivem Kursverlauf stetig nach oben anzupassen, um Gewinne abzusichern.

Mit der Umkehrstrategie dem Trend entgegen wirken

Im Unterschied zur Trendfolgestrategie raten Experten bei der Umkehrstrategie dazu, einem ausgebildeten Trend genau nicht zu folgen und bildlich gesprochen gegen den Strom zu schwimmen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem antizyklischen Investment. Aktien sollten demnach genau dann gekauft werden, wenn sie stark verlieren oder über einen längeren Zeitraum kaum Gewinne erzielt haben. Dies setzt natürlich viel Mut und Selbstbewusstsein, aber auch einiges Wissen voraus. Neben der Tatsache, dass der Kursverlauf einer Aktie in der Vergangenheit eher negativ war, sollten Investoren auch einen Blick auf die fundamentalen Werte des jeweiligen Unternehmens werfen. Schließlich wäre es leichtsinnig, lediglich auf steigende Kurse zu hoffen. Ist der Unternehmensgewinn negativ, könnte eine Aktie, die bereits 50 Prozent verloren hat, durchaus noch höhere Verluste einfahren. Unternehmen jedoch, die in der Vergangenheit hohe Umsätze und Gewinne erzielt haben, an der Börse aber eher unbeachtet geblieben sind, könnten durchaus entdeckt werden. Wer dann bereits investiert ist, profitiert vollständig von einem möglichen Trend. Die Umkehrstrategie ist also eher eine Strategie für Profis und beinhaltet deutliche Risiken.

Die Value Investing Strategie für gezieltes Investieren

Beim Value Investing wird in Aktien investiert, die aktuell unterbewertet sind, langfristig aber durchaus die Chance haben, enorme Kursgewinne zu erzielen. Diese Strategie beispielsweise verfolgt der wohl bekannteste Investor Warren Buffet und erreichte damit enorme Gewinne. Investoren verfolgen hierbei keine Trends, sondern versuchen, ein Unternehmen zu analysieren. Warren Buffet verfolgt dabei die Prämisse, dass er ausschließlich in Firmen investiert, bei denen er versteht, in was sie investieren und wie sie ihr Geld verdienen. Diesen Grundsatz sollten auch Privatinvestoren beherzigen, denn nur wer versteht, welchen Geschäftsansatz ein Unternehmen verfolgt, kann dieses gezielt bewerten. Kaufentscheidungen werden hier auf Basis der Fundamentalanalyse getroffen. Im Rahmen einer solchen Analyse werden verschiedene Werte wie etwa der Substanzwert sowie der Ertragswert eines Unternehmens bestimmt. Hiermit ist es möglich, den inneren Wert einer Firma zu berechnen und diesen mit der aktuellen Börsenkapitalisierung zu vergleichen. Da die Fundamentalanalyse vor allem für Laien recht schwer ist, kann in diesem Bereich auf Angebote von Brokern oder Analysehäusern zurückgegriffen werden, die derartige Analysen professionell durchführen. Dabei gilt, dass das Risiko eines Investments umso geringer ist, je größer die Differenz zwischen dem inneren Wert und dem aktuellen Marktwert ist. Zu beachten ist, dass es bei einer solchen Strategie wichtig ist, Geduld zu wahren, denn kurzfristige Gewinne sind meist nicht erzielbar. Vielmehr sollte eine Aktie in diesem Bereich Monate oder gar Jahre gehalten werden, um ihr volles Potenzial nutzen zu können.

Mit der Dividendenstrategie langfristig erfolgreich sein

Eine ebenfalls eher konservative Strategie ist die Dividendenstrategie. Sie geht von der Tatsache aus, dass Unternehmen, die hohe Dividenden auszahlen, großen Wert darauf legen, ihre Aktionäre nicht zu enttäuschen. In der Regel handelt es sich bei diesen Unternehmen auch um große und traditionsreiche Firmen, die bereits in der Vergangenheit als sehr verlässlich eingestuft wurden und gleichmäßige Erträge erzielen. Junge Unternehmen hingegen haben kaum die Möglichkeit, erzielte Gewinne an ihre Aktionäre auszuschütten. Sie werden daher für entsprechende Investments nicht gewählt. Um die Dividendenrendite eines Titels zu berechnen, wird die vom Unternehmen ausgeschüttete Dividende durch den aktuellen Aktienkurs geteilt und mal 100 gerechnet. Eine Liste mit Aktienwerten, die eine hohe Dividendenrendite aufweisen, ist auch online zu finden. Da diese Unternehmen eher solide sind und gleichzeitig eine regelmäßige Dividende ausschütten, erzielen Anleger hier eine oft höhere Rendite als bei vergleichbaren Aktieninvestments ohne Dividende. Zumal diese in vielen Fällen auch in einem negativen Marktumfeld gezahlt wird. Auch ohne Kursgewinne können Anleger demnach Gewinne erzielen. Wer die Dividendenstrategie nicht aktiv verfolgen will, kann in diesem Segment auch auf Investmentfonds mit entsprechender Strategie setzen. Hier entscheiden die Fondsmanager, in welche Werte investiert wird, um eine höchstmögliche Rendite zu erzielen. Als Anleger hingegen kann man sich getrost zurücklehnen. Wie bei der Value Investment Strategie ist allerdings auch diese Strategie auf ein eher langfristiges Investment ausgelegt, was einen entsprechenden Anlagehorizont voraussetzt.

Die Chart Grafiken wurden freundlicherweise von der flatex GmbH zur Verfügung gestellt.

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